Wenn man von der Eschringer Schule aus in Richtung Sportplatz bzw. Richtung Überwald blickt, so sieht man heutzutage natürlich nichts mehr Außergewöhnliches: klar, Wiesen und Felder, das Sportheim, den Bliesransbacher Weg, aber sonst eigentlich nichts von Belang. Erst im Spätjahr, vor allem im Winter, wenn der Bewuchs auf den Feldern verschwunden ist, kann man hie und da Scherben römischer Flachziegel und römische Mauersteine entdecken. Hier stand nämlich vor rund 2.000 Jahren ein römischer Gutshof, genannt „villa rustica“. Es darf vermutet werden, daß auch der Flurname „Willer“ sich aus diesem römischen „villa“ ableitet.
Jedenfalls hatten sich nach den von Caesar geführten „Gallischen Kriegen“ ab 51 v. Chr. in unserer Region die Römer festgesetzt und die einheimische keltische bzw. gallische Bevölkerung unterworfen. Wie diese seit Jahrhunderten auf diesem Gelände existierende keltische Gemeinde hieß und ob sie überhaupt einen Namen hatte, wissen wir nicht.
Wie in der ganzen Region auch haben sich hier römische Bauern (eventuell ehemalige Soldaten bzw. Legionäre) niedergelassen und sich mit den Einheimischen arrangiert (und umgekehrt). Es darf angenommen werden, daß dieser Gutshof nicht nur für den Eigenbedarf landwirtschaftliche Güter produzierte, sondern sicher auch die nahegelegene Siedlung an der Saar („vicus saravus“) am Fuße des Halbergs versorgte. Näheres ist über das Leben auf dieser „villa rustica“ nicht bekannt. Sie dürfte aber, wie die anderen gallo-römischen Siedlungen und Wehranlagen auch in der Völkerwanderungszeit mehrfach in Mitleidenschaft gezogen (z. B. von den durchziehenden Hunnen) und schließlich um 450 n. Chr. zerstört und von den überlebenden Bewohnern aufgegeben worden sein. Erst viele Jahrzehnte später wurde während der sog. „fränkischen Landnahme“ unser Dorf Eschringen (benannt nach dem Edlen Askarich) vom „Ecken“ aus (Gegend um die Kapelle) gegründet.
Die aufgegebene gallo-römische Willersiedlung muss beachtliche Ausmaße gehabt haben (Ziegelfunde gibt es auf dem Feld oberhalb des Sportplatzendes bis zur großen Hecke rechts vom Bliesransbacher Weg). Grabungen lohnen leider aus der Sicht von Archäologen nicht, da es im Saarland ca. 1.200 ähnliche Bauernhöfe gegeben haben soll. Und mit Siedlungen/Villen wie z. B. in Schwarzenacker, Borg oder Nennig können wir hier natürlich nicht konkurrieren. Gleichwohl gab es auf besagtem Gelände einige interessante Funde: neben römischen Münzen und Kleinteilen ein gusseisernes „Rammeisen“, das wohl Teil eines römischen Pfluges war.
Im Januar 1999 wurden auf dem Gelände des jetzigen Friedhofes bei Aushubarbeiten die Scherben einer zweihenkeligen Kanne bzw. Amphore gefunden. Möglicherweise deutet dies auf eine römische Nekropole hin.
Roland Schmitt/Geschichtswerkstatt