Zeittafel

Chronik von Heinrich Moog

Der Saarbrücker Stadtteil Eschringen zählt zu den ältesten Siedlungen des Saarlandes. Der von dem fränkischen Edlen Askarich abgeleitete lngen-Name, die fränkischen Reihengräber auf dem Schneidersberg und über dem Ponsbachtal (6./7.Jh.), sowie seine frühe urkundliche Ersterwähnung weisen hin auf die Gründung in der fränkischen Landnahmezeit zwischen 460 und 480 n.C.

Im Jahre 893 übertrug Bischof Ruodbert von Metz seiner Priestergemeinschaft St. Terentius bei Ottweiler zur Nutznießung drei Lose Herrengüter (100 Morgen) „in villa erkirichingos“. Ein Nachfahre des Askarich hatte das Land dem Metzer Bistum bzw. der Priestergemeinschaft St. Arnual geschenkt oder vererbt.

Zwei dieser Lose fielen gegen Ende des 10. Jh. bei der Auflösung von St. Terentius an das Stift St. Arnual zurück. Von diesem wurden sie im 16. Jh. der Kirche St. Johann übertragen. Bis zum Jahre 1793 erscheinen sie in den Urkunden als „St. Johanner Güter“. Das dritte Los hatte ein Vorfahr des ersten Saarbrücker Grafenhauses vom Bistum erhalten. Ditmar, ein Verwandter des Grafen Friedrich von Saarbrücken, schenkte es der Prämonstratenserabtei Wadgassen i.J. 1152. Diese kaufte i.J. 1313 von Gerhard von Eschringen weitere Güter hinzu, verwaltete sie mit ihrem Ensheimer Besitz zusammen und blieb bis zum Jahre 1793 Grundherr zu Eschringen.

Schon im 13. Jh. begegnen wir in Ritter Heinrich Rufus, seinem Bruder Friedrich, einem Prämonstratenser in Wadgassen, und seinen Töchtern ldo und Liza dem ortsansässigen Eschringer Grundadel. Ihm hatten Dorf und Bann gehört. Um 1300 verließen die Adeligen ihre Heimat, um auf den Burgen zu Saarbrücken, Blieskastel und Siersberg als Ritter zu dienen. Sie vererbten und verkauften ihre Eschringer Güter und Rechte. Im Dorf blieben nur noch hörige Bauern zurück. Namen von diesen erfahren wir erstmals i.J. 1291, in dem auch Kapelle und Eschringer Mühle genannt werden.

Nach dem Stift St. Arnual und der Abtei Wadgassen wurden auch die Deutschordenskommende „vor“ Saarbrücken (1291) und das Wilhelmitenkloster Gräfinthal Grundherren zu Eschringen. Die Rechte als Gemeinde-, Bann- und Hochgerichtsherren erwarben der Deutsche Orden zu 1/4 (1291), Gräfinthal ebenfalls zu 1/4 (1515 und 1666), Nassau-Saarbrücken zu 3/8 (1552 u. 1571) und die Grafen von der Leyen zu 1/8 (1666). Zusammen bildeten sie die „Vierherrschaft Eschringen“ mit dem Eschringer Bann als Territorium. Der von ihnen aus den Gemeindeleuten bestellte Vierherrenmeier hatte einzuziehen. Zusammen mit vier Schöffen bildete er das Dorfgericht. Einmal im Jahr, nach dem Fest des Gemeindepatrons Laurentius, kamen die vier Herren oder deren Vertreter zum „Jahrgeding“ nach Eschringen, um Hochgericht zu halten.

Während des 30-jährigen Krieges wurde der Ort i.J. 1635 mehrmals geplündert, niedergebrannt und entvölkert. Nur wenige Bewohner konnten nach dem Westfälischen Frieden (1648) in ihre Heimat zurückkehren. Fast 100 Jahre dauerte es, bis die 20 Höfe der Jahre vor dem Krieg wieder aufgebaut und die frühere Bevölkerungszahl erreicht waren.

In der Reunionszeit (1680-1697) kam auch das Vierherrendorf Eschringen an Frankreich. Der Deutsche Orden durfte seine Rechte nicht ausüben.

Im 18. Jh. beanspruchte die Grafschaft Saarbrücken die Landeshoheit über Eschringen. Sie wurde von den übrigen Mitherren jedoch nie anerkannt. Die französischen Revolutionstruppen setzten i.J. 1793 der „Vierherrschaft Eschringen“ ein Ende.

Von 1798 bis 1814 gehörte das Dorf ein zweites Mal zu Frankreich. Durch eine französische Verwaltungsreform verlor Eschringen seine Selbständigkeit. Es wurde der Meierei Ensheim zugeteilt (1800). 1804 musste der Eschringer Kapellenfriedhof durch napoleonische Verordnung geschlossen werden.

Nach den Befreiungskriegen kam Eschringen i.J. 1816 mit dem Kanton Blieskastel und der Pfalz zu Bayern und zwar zum Landkommissariat Zweibrücken, kirchlich zum Bistum Speyer. 1836 erhielt das Dorf das erste eigene Schulhaus. Im Jahre 1871, nach dem Deutsch-Französischen Krieg zählte der Ort 393 Einwohner. Die meisten Bauernsöhne verdienten nun ihren Lebensunterhalt als Industriearbeiter. Von der Landwirtschaft allein lebten nur noch wenige Bauern. 1898 erhielt Eschringen das zweite Schulhaus, heute Kindergarten. 1902 wurde das Dorf dem neu eingerichteten Bezirksamt St. Ingbert zugeteilt. 1907/8 erhielt es eine Wasserleitung.

In den Jahren 1911/13 baute man die Klein- und Straßenbahn. Eschringen erhielt das Depot.

Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg (1914-1918) und dem Sturz der Herrscherthrone gehörte das Dorf von 1920 bis 1935 zum „Saargebiet“, das der Völkerbund verwaltete. 1920 zählte man 696 Einwohner. 1922 erhielten die Eschringer elektrisches Licht, 1926 legte die Gemeinde den jetzigen Friedhof an, in den Jahren 1928 bis 1930 baute man die kath. Pfarrkirche St. Laurentius. Eschringen wurde Expositur mit einem eigenen Geistlichen.

Trotz Hitler entschieden sich 1935 auch die meisten Eschringer für die Rückkehr nach Deutschland. Dann mussten die bitteren Kriegsjahre von 1939 bis 1945 mit zweimaliger Evakuierung durchlitten werden. Viele Todesopfer waren zu beklagen, große Vermögensverluste und Gebäudeschäden hinzunehmen. Es folgten die schweren Aufbaujahre unter amerikanischer, dann französischer Besatzung, danach die Zeit des „autonomen“, d.h. von Deutschland losgelösten und wirtschaftlich an Frankreich angeschlossenen Saarlandes. 1953/54 baute die Gemeinde eine neue Schule mit vier Sälen.

Nach dem Referendum über das Europäische Saarstatut i.J. 1955 erfolgte 1957 die politische Rückgliederung in die Bundesrepublik Deutschland. 1958 erlangte Eschringen seine Selbständigkeit als Gemeinde wieder zurück. Im selben Jahr begann man mit der „Siedlung Halberg“. 1960 wurde die kath. Kirchengemeinde selbständige Pfarrei. Am 1. Januar 1969 zählte das Dorf 1518 Einwohner. Die Häuserzahl hatte sich von 190 i.J. 1958 auf 305 vermehrt. Zur Finanzierung der Sport- und Kulturhalle verkaufte die Gemeinde ihr Land im „Allmend“. Die saarländische Gebiets- und Verwaltungsreform machte Eschringen am 1. Januar 1974 zu einem Stadtteil der saarländischen Landeshauptstadt Saarbrücken.
Zeittafel

  • Seit der älteren Eisenzeit ( 750 – 450 v. Ch. ) Siedlungsspuren auf den Eschringer Fluren; keltische Siedlung auf dem Ransbacher Berg ( 450 – 50 v. Ch. )
  • Die Römer in Eschringen, römisches Bauerngehöft ( „villa rustica“)
  • im 5./6. Jahrhundert Gründung einer fränkischen Siedlung unterhalb der heutigen Laurentiuskapelle durch den Edlen Askarich
  • 893 erste urkundliche Erwähnung („in villa eskirichingos“)
  • 1291 Ersterwähnung von Kapelle und Mühle
  • 1525 Teilnahme von Eschringern im Bauernkrieg
  • 1564 Älteste bekannte karthographische Darstellung Eschringens
  • 1635 Verwüstung des Dorfes (30jähriger Krieg)
  • 1699 Generalrenovatur im sich wiederbesiedelnden Dorf
  • 1793 französische Revolutionstruppen werden begeistert empfangen
  • Karte aus dem Jahre 1802 :
Karte aus dem Jahre 1802
  • 1816 nach der „Franzosenzeit“ kommt Eschringen zur bayerischen Pfalz
  • 1863 Bau der neuen Landstraße in Richtung Fechingen
  • 1913 Anbindung an die Klein – und Straßenbahnlinie Brebach – Ensheim/Ormesheim
  • 1935 Beendigung der Zugehörigkeit zu Bayern, die seit dem Jahre 1920 geruht hatte
  • 1936-45 nationalsozialistische Diktatur; mehrfache Evakuierung und beträchtliche Personen- und Sachschäden während des 2. Weltkrieges
  • 1958 nach 158jähriger Zugehörigkeit zur Bürgermeisterei Ensheim wird Eschringen wieder selbständige Gemeinde
  • 1974 durch das Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden Umwandlung in Stadtteil der Landeshauptstadt Saarbrücken
  • 1993 große 1100-Jahrfeier mit historischem Festumzug
  • 2004 historisches Fest zur 1111-Jahrfeier auf dem Festplatz