Die verhexte Mühle

Für große Aufregung in und um Eschringen sorgte eine kuriose Geschichte zu Beginn der bayerischen Zeit. Beim Friedensgericht in Blieskastel (dort ansässig seit der französischen Gebietsreform im Jahr 1798) kam es, laut eines Presseberichtes (im Original zitiert aus: Ensheim, am 4. August 1817 zu folgender Anzeige:

Peter Bauer, Müller, und dessen Ehehälfte, wollen schon seit Jahren bemerkt haben, daß ihre Kühe verhext seien, weil die Milch von denselben sowenig Rahm, Butter und Käse gibt. Um diesem Umstande abzuhelfen – ohne der natürlichen Ursache nachzugehen – entschloss sich der Müller auf Zureden seiner Frau, seine Zuflucht zu dem wegen der bey Andreas Braun im verflossenen Winter entdeckten Dieberey in Eschringen ein gewisses Renommée, gekommen, königlich bayerischen Soldaten Baptist Riedlein, Füssilier, gegenwärtig in Saargemünd, sich in Garnison befindend zu nehmen.

Der Soldat erschien wirklich verwichenen Donnerstag, den 31. des Mts. nachts auf der Eschringer Mühle und soll nach Aussagen des Müllers eine Hexe in selbiger Nacht zum Erscheinen auf der Mühle gezwungen haben, in welchem das Verzeichnis aller in der Gemeinde sich befindlichen Hexen stehen.

Den anderen Morgen machte die Müllerin Lärm. Im Dorf seien sieben Hexen, und dies seien die vornehmsten Bauernweiber. In der ganzen Gegend erhob sich nun der abergläubische Lärm von Hexerey. Die Weiber glaubten sich nicht wenig durch den Ehrentitel ‘Hexe’ in ihrer Ehre gekränkt und nahmen denselben als Beschimpfung an. Sie wollten auch die Ursache, warum der Müller von seinen Kühen keine Butter und Rahm erhalten hat, auf folgende Art – welche auch die richtige ist – erklären: Der Müller habe vier bis fünf weibliche Hausgenossen, welche wie allgemein bekannt, gerne Kaffee trinken. Damit nun der Müller nicht jedes Mal erfahren sollte, wenn Kaffee getrunken würde, so wird er heimlich gemacht und so käme er um seinen Rahm, weil derselbe von seinen eigenen Hausgenossen zum Kaffee verwendet werde. Um ihr Spiel ungehindert forttreiben zu können, seien dieselben schlimm genug, den Müller auf den Gedanken zu bringen, als seien die Kühe verhext.

Dem sey nun, wie wolle. Das abergläubische dumme Geschwätz des Peter Bauer, welches zu Unfrieden in den Familien der Gemeinde Anlass gegeben hat, dann durch Fortsetzung desselben wirklich sich in ehrenrührigen Beleidigungen ausartete, gehört von der Obrigkeit geahndet.

Anmerkung: Eine leicht veränderte Fassung dieser Geschichte findet sich auch in dem Eschringer Heft 3/2: „Die einstige Eschringer Mühle“ von Heinrich Moog. Er merkt folgendes an:
„Wie das königlich bayerische Friedensgericht in Blieskastel in dieser Sache entschied, ist nicht überliefert. Ob die Richter den Müller, seine Frau und andere, die ihnen Glauben geschenkt, wegen übler Verleumdung belangten, den diebischen, hinterhältigen Frauen ihre verdiente Strafe erteilten oder den aufschneiderischen Füselier zur Rechenschaft zogen, wir wissen es nicht. Das groteske Ereignis enthüllt jedoch die Leicht- und Abergläubigkeit vieler Menschen. Bei aller Aufgeklärtheit gibt es sie noch heute. Ein Nasrümpfen über vergangene Zeiten wäre verfehlt.“

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