„Die St. Lorenzkapelle war vor Zeiten ein herrliches Kirchlein, der zierliche Thurm trug ein silbernes Glöcklein von wunderhellem, seltsam ergreifendem Klang. Da brach ein Krieg aus, des Heiligen Bild ward vom Feinde in’s Wasser geworfen, das Glöcklein vor dem verfolgenden Schwarme in die Tiefe des sumpfigen Baches versenkt, da wo der Finkelrechweg nahe vorbeiführt. Der Sumpf ist verschwunden, und niemand weiß mehr die Stelle, wo man das Glöcklein hinabgesenkt hatte. Doch alljährlich in den Tagen des Maies, wenn zu Abend die Betglocken läuten, und in der hl. Adventzeit hört man das Läuten des Glöckleins wie aus weiter verlorener Ferne, und es gemahnt uns sein Klang wie ein Gruß aus längst verschollenen Tagen. Wohl haben sie oft nach dem Glöcklein gegraben, aber vergeblich. Ein alter Klosterbruder hat aber gesagt: sobald in der Gemeinde des Dorfes die altererbte Zwietracht zu schwinden beginnt, hebt sich das Glöcklein um einige Fuß und wird endlich am Feiertage allgemeiner Versöhnung erscheinen.“
aus der BAVARIA…Seite 310-311.
Diese Sage inspirierte Schandein zu seinem Gedicht „‘s verlor Gleckelche“; enthalten in dem Band „Gedichte in westricher Mundart“. Stuttgart 1892. S. 132-133.