Das versunkene Glöcklein

Bildnachweis: aus „Was die Alten erzählen“, Heft 7: „Die schönsten Sagen aus der Saarpfalz. Saarbrücken-Völklingen, 1929. S. 6.

„Die St. Lorenzkapelle war vor Zeiten ein herrliches Kirchlein, der zierliche Thurm trug ein silbernes Glöcklein von wunderhellem, seltsam ergreifendem Klang. Da brach ein Krieg aus, des Heiligen Bild ward vom Feinde in’s Wasser geworfen, das Glöcklein vor dem verfolgenden Schwarme in die Tiefe des sumpfigen Baches versenkt, da wo der Finkelrechweg nahe vorbeiführt. Der Sumpf ist verschwunden, und niemand weiß mehr die Stelle, wo man das Glöcklein hinabgesenkt hatte. Doch alljährlich in den Tagen des Maies, wenn zu Abend die Betglocken läuten, und in der hl. Adventzeit hört man das Läuten des Glöckleins wie aus weiter verlorener Ferne, und es gemahnt uns sein Klang wie ein Gruß aus längst verschollenen Tagen. Wohl haben sie oft nach dem Glöcklein gegraben, aber vergeblich. Ein alter Klosterbruder hat aber gesagt: sobald in der Gemeinde des Dorfes die altererbte Zwietracht zu schwinden beginnt, hebt sich das Glöcklein um einige Fuß und wird endlich am Feiertage allgemeiner Versöhnung erscheinen.“

aus der BAVARIA…Seite 310-311.
Diese Sage inspirierte Schandein zu seinem Gedicht „‘s verlor Gleckelche“; enthalten in dem Band „Gedichte in westricher Mundart“. Stuttgart 1892. S. 132-133.

Anmerkung: Schandein spricht zwar vom „Finkelrechweg“, gemeint sein dürfte aber der Pfad am Klingelrech, wo sich nahe am Puhschbach auch der Klingelbrunnen befindet. Im Renovaturprotokoll von 1699 wird bei der Auflistung der Wiesen und Gärten auch der Klingelrech erwähnt. Der historische Hintergrund dieser Sage ist wohl in den Wirren des 30jährigen Krieges angesiedelt. In der Tat sagte man Eschringen nach, ein zerstrittenes Dorf zu sein. Dieses Klischee hat sich erfreulicherweise gewandelt, bedingt durch die gemeinsamen Anstrengungen anlässlich der 1100-Jahrfeierlichkeiten. Während des historischen Festumzuges stellten die Kindergartenkinder diese Sage positiv nach: Das Glöcklein“ tauchte auf“ und wurde auf einem Wägelchen durchs Dorf gezogen.

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