Zu einem Diavortrag mit Dr. Bernhard Becker, verantwortlich im Saar-Pfalz-Kreis für die Belange der Heimatforschung und der Denkmalpflege, hatte die Eschringer Geschichtswerkstatt am 31. Mai 1999 in das Gasthaus „Zur Post“ geladen. Und es kamen, vor allem aus den Nachbargemeinden, zahlreiche interessierte Besucher. Dr. Becker skizzierte eingangs den Niedergang der Landwirtschaft in unserer Gegend. Die fortschreitende Industrialisierung seit Mitte des 19. Jahrhunderts, auch an der Saar, habe besonders in stadtnahen Bereichen den Charakter zahlreicher Bauernhäuser nachhaltig verändert. Die landwirtschaftlichen Betriebe seien aus der Dorfmitte verschwunden und existierten allenfalls noch als sog. „Aussiedlerhöfe“.
In einem historischen Abriss ging er schließlich auf die verschiedenen Bauernhaustypen ein. Die ursprünglichen Streuhofanlagen hätten sich als nicht ideal erwiesen, folglich entwickelten sich seit Ende des 17. Jahrhunderts sog. „Einhäuser“, wo alle Lebensfunktionen (Wohnbereich, Stall, Scheune) unter einem Dach angesiedelt waren. Im Bliesgau dominierte das variable „südwestdeutsche Quereinhaus“. Der Wirtschaftstrakt sei hierbei stets größer als der Wohnbereich gewesen. Noch bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts habe es strohgedeckte Dächer gegeben. Keller kannte man anfangs nicht; und später seien sie nur von außen zugänglich gewesen. Neben dem Quereinhaus habe es vor allem im ehemaligen Herrschaftsbereich von Pfalz-Zweibrücken auch Gehöfte gegeben, die vornehmlich von Mennoniten bewirtschaftet worden wären (auch der „Eschringer Hof“ habe eine ähnliche Vergangenheit). Bauernhäuser des lothringischen Typs gäbe es vornehmlich im Saargau; einige wenige im grenznahen Bereich um Kleinblittersdorf.
Durch die Industrialisierung hätten sich schließlich die Lebensgrundlagen der Menschen verändert. Die Männer seien als Lohnarbeiter auf die Grube oder die Hütte, ohne aber die Landwirtschaft völlig aufzugeben. Aus dieser veränderten Lage heraus sei das sog. „Arbeiterbauernhaus“ entstanden mit einem entsprechend größeren Wohntrakt. Als Besonderheit erwähnte er die sog. „Erbhöfe“, die ab 1933 von den nationalsozialistischen Machthabern als „Modellbauten“ errichtet worden seien. Diese Höfe durften nicht geteilt werden, sondern wurden vom ältesten Sohn übernommen. Architektonisch seien u. a. die steilen Dächer und die Dachgauben charakteristisch.
Am Beispiel zahlreicher Dias erläuterte Dr. Becker die Besonderheiten und typischen Merkmale hiesiger Bauernhäuser. Nicht nur aus Orten des Saar-Pfalz-Kreises, sondern auch aus Fechingen, Ensheim und Eschringen konnte er dabei Beispiele noch existierender Bauernhäuser zeigen. Allerdings hätten sich sich die meisten (auch äußerlich) sehr gewandelt. Im einzelnen stellte er dann Dach, Fassade, Fenster, Türen, Tore, Treppen usw. vor. Typisch müssten eigentlich als Ziegel – nach dem Verschwinden des feuergefährlichen Strohs – die roten Biberschwänze seien, doch träfe man diese immer seltener an. Seit rund 100 Jahren habe der Doppelfalzziegel in der Saargegend Einzug gehalten. Imposante Haustüren, Türstürze und Gewänder hätten als Schönheitsideal gedient und den Wohlstand des Eigentümers dokumentieren sollen. Zum Abschluss des anschaulichen und interessanten Vortrages erwähnte Dr. Becker noch die (finanziellen) Möglichkeiten, die das Land böte, um Bauernhäuser fachgerecht restaurieren zu lassen. Im Einzelfall gäbe es Förderungsmittel bis zu DM 40.000.- Bevor man drauflos renoviere, solle man sich informieren, um gravierende Fehler zu vermeiden. Es entspann sich anschließend noch eine rege Diskussion, wobei z. B. gefragt wurde, weshalb es im Saarland so wenig Fachwerkhäuser gäbe. Dr. Becker erklärte dies mit der Holzknappheit, die die Industrialisierung und der damit einhergehende erhöhte Holzbedarf bedingte. Der Leiter der Geschichtswerkstatt, Roland Schmitt, sprach dem Referenten zum Abschluss seinen Dank aus und erwähnte mit Nachdruck, daß der Inhalt dieses Vortrages gewiss auch in das geplante Themenheft „Häuser und Gebäude in Eschringen“ fließen werde.