300 Jahre Wiedererrichtung der Laurentiuskapelle

Festakt und Konzerte zum Jubiläum

Der „Kapellenverein“, so die kurz und knapp gehaltene Bezeichnung des „Vereins zur Restaurierung und Erhaltung der Laurentiuskapelle e. V.“ hatte die Jahreszahl 1716 im Türsturz der altehrwürdigen Laurentiuskapelle zum Anlass genommen, die Wiederrichtung des kleinen Gotteshauses nach den verheerenden Kriegen des 17. Jahrhunderts mit zwei Veranstaltungen feierlich zu würdigen.
Zu dem kleinen Festakt am 12. Juni konnte die Vorsitzende Christa Döbbe-Schmitt neben Vereinsmitgliedern und anderen Freunden der Kapelle auch weitere Gäste aus nah und fern begrüßen: so die ehemalige Bezirksbürgermeisterin Anette Hübinger – seit 2009 Bundestagsabgeordnete in Berlin – und immer noch unserem Dorf sehr verbunden, ihren Nachfolger im Amte Daniel Bollig sowie das Eschringer Mitglied im Bezirksrat Halberg, Klaus Raabe, und den Vorsitzenden der AG Eschringer Vereine e. V., Arno Schmitt.
In seinem nachdenklichen und auch persönlich geprägten Grußwort betonte Pfarrer Stephan Meßner die Bedeutung der Kapelle als historisch wertvollen Sakralbau, aber eben in erster Linie als Ort des Besinnens und des Gebets. An Stätten wie dieser könne auch er Ruhe finden, Innehalten. Vorstandsmitglied Roland Schmitt und Kenner der bewegten Geschichte der Laurentiuskapelle konzentrierte sich in seinem Kurzvortrag auf das Neuerbauungsjahr 1716, seine Vor- und Nachgeschichte. Über viele Jahre hinweg habe sich Heinrich Moog (1919-2010), Ortschonist Eschringens, mit der Geschichte dieser Kapelle befasst und zahlreiche Archivalien ausgewertet, die belegen, dass diese kleine (Filial-) Kirche zu den ältesten der Region zählen dürfte.

Ein Dokument von 1482 belege, dass es sich um eine geweihte Kirche und keineswegs – wie öfters dargestellt – um ein „Privatkapellchen“ handele. Um 1600, so Schmitt, erfasste die Einführung der Reformation in der Grafschaft Nassau-Saarbrücken auch Eschringen. Fortan wurde die Kapelle von den Lutheranern genutzt; die alte Laurentiusfigur verschwand spurlos. Vor allem während des 30-jährigen Krieg erlitt die Eschringer Kapelle bzw. Dorfkirche massive Schäden. Visitationen im Auftrag des Metzer Bischofs in den Jahren 1686 und 1717 bestätigten zum einen die Baufälligkeit des Gebäudes als auch die Durchführung einer „vollständigen Ausbesserung“. Gleichwohl hätten etliche Autoren von Kunst- und Reiseführern die Jahreszahl 1716 irrigerweise als das eigentliche Jahr der Erbauung betrachtet. Immer wieder habe es auch in der Folge Restaurierungsmaßnahmen gegeben, so nach Ende des 2. Weltkrieges und dann zwischen 1981-1983. Eine Schadensaufnahme im Juni 2003 machte eine weitere umfassende Renovierungsaktion notwendig, die letztlich die Kapelle in neuem Glanz erscheinen ließ. Dies weiterhin zu befördern sei die dauerhafte Aufgabe des Kapellenvereins. Des Weiteren gelte es auch die kulturhistorisch-architektonische Bedeutung der Kapelle in der Region herauszustellen.
Die musikalische Umrahmung des Festakts übernahmen zwei renommierte Musiker der Region: Wolfgang Wehner an der Geige & Guido Allgaier an der Gitarre. Sie hatten extra für diesen Nachmittag barocke Stücke einstudiert, die sie in wundervoller Art zum Besten gaben. Nach dem offiziellen Teil in der Kapelle konnte man sich nunmehr auf den kleinen Vorplatz trauen, wo es trocken war und sogar die Sonne schien. Bei Laugenbrezeln, Sekt und Bier wünschten die Festgäste der Kapelle eine gute Zukunft in friedlichen Zeiten. Entsprechend positiv gestimmt spielten Wehner & Allgaier mit flotten, für das Umfeld eher ungewohnten Stücken nochmals auf und ließen einen gelungenen Festakt passend ausklingen.
Eine Woche später am 19. Juni erfuhr die Kapelle schließlich ein Konzert der besonderen Art. Es gastierte ein Duo, das klassische Musik auf höchstem Niveau bot: die Harfenistin Frauke Adomeit und die Flötistin Ayla Caymaz (von 1975 – 2015 Solistin im RSO, dem Rundfunksinfonieorchester des SR, das inzwischen zur DRP, zur Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, mutierte). Beide hatten ein anspruchsvolles, nicht nur dem Barock verpflichtetes Programm zusammengestellt. Den Auftakt machte die dreiteilige Sonate in g-moll BWV 1020 von J. S. Bach (1685-1750), gefolgt von der Fantasie op 79, eine Komposition von Gabriel Fauré (1845-1924). Adomeit erläuterte dem aufmerksamen Publikum die Besonderheiten des Harfenspiels, brillierte denn auch umgehend mit einer Fantasie für Harfe solo op 35 von Louis Spohr (1784-1859). Nach diesem Ausflügen in die Romantik kehrten die zwei in das Barock zurück mit der Hamburger Sonate in G-Dur von C. Ph. E. Bach (1714-1788). Hier konnte vor allem Ayla Caymaz ihr präzises und dynamisches Spiel unter Beweis stellen. Etwas ruhiger ging es dann mit dem Valse op 116 Nr 3 von Benjamin Godard (1849-1895) einher, der zum krönenden Abschluss überleitete: zur “Carmen Fantasie” von François Borne (1862-1929) – einem komplexen Stück, das längst ein Klassiker der Harfenmusik geworden ist. Das Publikum zeigte sich tief beeindruckt, spendete den Interpreten einen begeisternden Applaus, die sich ihrerseits mit zwei Zugaben bei ihren höchst zufriedenen Zuhörern bedankten.
Rund einen Monat später, am 16. Juli, diente das altehrwürdige Kirchlein ein weiteres Mal als Konzertsaal. Die Pfarrei Heilige Veronika hatte mit der KEB Saarpfalz den in München ansässigen Musiker Christian Brembeck verpflichtet, seines Zeichens ein renommierter Cembalo-Virtuose. Er nutzte seinen Auftritt auch zur Präsentation seiner neuen CD „Solo per il Cembalo“, die ausschließlich Werke von Johann Sebastian Bach enthält.
Vor allem von auswärts waren etliche interessierte Musikliebhaber in die Kapelle gekommen, und wie der Künstler auch zeigten diese sich nicht nur von dessen Können, sondern ebenso von der guten Akustik angetan. Brembeck hatte sein Instrument, den Nachbau eines historischen italienischen Cembalos, passgenau vor dem barocken Hauptaltar positioniert. Sein Konzert konzentrierte sich erwartungsgemäß auf ausgewählte Bach-Werke: eingangs eine Prélude BWV 1007, zwei englische Suiten – dazwischen eingefügt das Concerto in d-moll BMV 974 nach dem Oboenkonzert von Alessandro Marcello – mit Bachs weltberühmter „Ciaccona“ (eigentlich für Solo-Violine komponiert und von Brembeck eigens für Cembalo bearbeitet) zum Ausklang. Das Publikum zeigte sich rundum begeistert; weitere musikalische Veranstaltungen wären in diesem Ort des Gebets und des Innehaltens gewiss wünschenswert.

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