30.10.2010: Gelungener Abend mit Johannes Kirchberg und seinen „traurigen“ Liedern 30.10.2010: Gelungener Abend mit Johannes Kirchberg und seinen „traurigen“ Liedern

Fast genau ein Jahr zuvor, im Rahmen des ersten „Tags der offenen Tür“, hatte der sog. „Udo-Flügel“ im Musikraum der ehemaligen Grundschule seine „Feuertaufe“ an neuer Wirkungsstätte erhalten. AG-Geschäftsführer Roland Schmitt konnte für ein erstes „echtes“ Konzert den aus Leipzig stammenden, nunmehr in Hamburg lebenden Chansonsänger und Kabarettisten verpflichten. Der präsentierte sein aktuelles Programm „Über die Verhältnisse“, das unter dem Motto „wenn schon nicht leben, dann doch mindestens lachen!“ stand. Erfreulicherweise hatten doch einige Kabarettfreunde den Weg in die alte Eschringer Schule gefunden; somit war der Musikraum im 1. Stock passabel gefüllt.<> Kirchberg legte denn auch gleich los mit einem typisch doppelbödigen Song, der zwar „Alles wird gut“ verspricht, aber natürlich diese Hoffnungen untergräbt. Weitere Lieder und Couplets folgten, die gleichfalls Alltags- und Beziehungsgeschichten zum Thema hatten. Die pfiffigen, skurrilen, bisweilen auch gezielt boshaften Texte (von Tom Reichel verfasst) beginnen in der Regel eher harmlos, sind vor allem geschickt „verpackt“, so dass der Aha-Effekt erst im Haupt- und Schlussteil zum Tragen kommt. Ein gutes Beispiel für diese Form der Liedkonzeption ist „Fahrradfahr’n“, dass keineswegs das Radfahren verklärt, sondern ganz im Gegenteil die Spezies der Fahrrad-Rowdys auf die Schippe nimmt. So heißt es denn auch im Refrain: „Heute fahr’n wir, heute fahr’n wir Rad, heute fahr’n wir Radfahrer platt…“ Kirchberg setzt dieses inhaltliche Wechsel- und Wendungsspiel geschickt auch musikalisch fort: z. B. in „Früher nicht“, wo zum einen textlich mit dem Schwiegervater, der die Vergangenheit beschwört, weil früher angeblich alles besser war, abgerechnet wird, zum anderen eben mit unterschiedlichen Tempi die brisanten Stellen betont werden. Das Publikum, mit dem Kirchberg sehr wohl Zwiesprache hielt, zeigte sich bestens gelaunt und amüsiert, wenngleich es hin und wieder innehalten musste, um nochmals über manche verschlüsselte Pointe nachdenken zu können. Fazit: ein höchst unterhaltsamer Abend, mal zum Lachen, mal zum Schmunzeln, mal zum in sich gehen.