„Ausverkauft!“ hieß es schon etliche Tage vor Marcel Adams Konzert im Eschringer Gasthaus „Zur Post“. Der Auftritt des sympathischen Liedermachers, Chansoniers und Mundart-Komödianten aus Grosblie(derstroff) hatte sich schnell herumgesprochen.
Als es endlich so weit ist und Adam abends die Bühne im gemütlichen, im Nu gefüllten Saal der „Post“ betritt, wird es mucksmäuschen still. Nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern z. B. auch aus Bexbach haben sich Besucher eingefunden.
Mit einem französischen Chanson eröffnet Adam sein Konzert, doch dann geht’s schon bald weiter mit Liedern im lothringer Platt. „Ihr versteht mich doch hier?“ Was von der Mehrzahl der Anwesenden freimütig bejaht wird. Und zwar keinesfalls zufällig, denn zumindest die Sprache der Älteren (Eschringer) im Saale ist bekanntermaßen noch lothringisch geprägt. Dialektwörter wie „Hus“ (für „Haus“) oder „Zitt“ (für „Zeit“) scheinen jedenfalls wohlvertraut. Adam versteht sich ja nicht nur als Sänger, sondern auch als Geschichtenerzähler. Auf seinem barhockerähnlichen Stuhl sitzend blickt er in die Runde und verbindet mit mal lustigen, mal hintersinnigen Zwischenansagen seine Lieder. Und wo es sich anbietet, kommuniziert er auch mit dem Publikum. Er bezieht es bisweilen aktiv in sein Programm mit ein, animiert zum Mitsingen wie z. B. bei „’s Lili in de Wäschkisch“, was angesichts des einfachen Refrains („lalala, lalala“) auch nicht schwer fällt. Adam lässt in vielen seiner selbstverfassten Lieder Erinnerungen an die Kindheit und Jugendzeit aufleben, ruft so seine Erlebnisse bei den Großeltern im Hambach ab; wo man früher z. B. noch Lebensmittel und Getränke im Brunnen kühlte, da es keinen „frigo“ (Kühlschrank) gab. Immer wieder verbeugt er sich vor seiner Familie und vor Freunden, besingt – recht unkonventionell – seine Liebste („Min Minsch“), beschreibt verschmitzt die ungebrochene Lebenslust seiner Großeltern („Wenn de Opa unn de Oma…“) oder aber erweist einem verstorbenen Musikerkollegen seine Reverenz („Flamenco Blues“). Auch nachdenkliche Töne kommen nicht zu kurz, ob ganz persönlich in „Min Testament“ oder gesellschaftskritisch in „Obdachlos“. Sein komödiantisches Talent spiegelt sich nicht nur in eingestreuten Anekdoten wider, sondern kommt auch in Liedern wie „Wenn de Deitsche riwwer kumme“ zum Ausdruck, wenn er das manchmal noch nicht ganz reibungslose deutsch-französische Verhältnis in der Region beschreibt.
Nicht nur französische Chansons und Mundartlieder bringt Adam an diesem Abend zu Gehör, er versucht sich auch mit Erfolg an Adaptionen deutscher Gedichte und Lieder. Aus seinem jüngsten Album „Lothringer“ bringt er seine Version des NENA-Hits „Wunder gescheh’n“, das fast genauso anzurühren vermag wie die gelungene Vertonung des Bonhöffer-Gedichts „Von guten Mächten“. Adam präsentiert auch Stücke aus seinem geplanten vierten Soloalbum, das 2003 erscheinen soll. Stolz ist er z. B. auf eine Neufassung von „Inch‘ Allah“, das einst Adamo bekannt gemacht hatte. Nach gut zwei Stunden, die wie im Flug vergangen waren, neigt sich Adams Auftritt dem Ende entgegen. Doch selbstverständlich wird er vom Publikum nicht ohne Zugaben entlassen. Die AG Eschringer Vereine will auch zukünftig hin und wieder Kleinkunstveranstaltungen anbieten. Und auf die Frage, ob Marcel Adam nicht lust hätte, auch mal in Triobesetzung nach Eschringen zu kommen, bekennt Marcel Adam: „Warum nicht? Ich komme gerne wieder!“