Zum zweiten Male weilte die bekannte Mundart- und Brauchtumsforscherin, Dr. Edith Braun, in Eschringen. Auf Einladung der Geschichtswerkstatt setzte sie ihre informativen Ausführungen zu Sitten und Bräuche im Saarland im Gasthaus „Zur Post“ fort. Wiederum waren zahlreiche Interessierte gekommen, auch aus den Nachbargemeinden. Die Eschringer Geschichtswerkstatt hatte Dr. Braun einige Themenkreise vorgegeben. Sie begann mit einem historischen Abriss zu Wallfahrten und Bittprozessionen, die seit dem 4. Jahrhundert für den christlichen Glauben nachgewiesen werden können. Gleichwohl seien bei älteren Religionen solche „Demonstrationen“ schon viel länger gebräuchlich. Verehrt würden vor allem Gnadenbilder und Reliquien. Besondere Anziehung böten solche Wallfahrten auch durch das Massenerlebnis; für Frauen hätten diese Anlässe die seltene Möglichkeit zum Reisen ergeben. Dr. Braun führte schließlich die in unserer Region bekannten Wallfahrten und Bittprozessionen auf, z. B. Marpingen, Berus, Clausen. Aus dem Publikum, das wie gewohnt sich lebhaft am Gedanken- und Informationsaustausch beteiligte, gab es ergänzende Hinweise zu den Wallfahrten nach Gräfinthal oder nach Mariental im Elsass.
Dr. Braun streifte dann auch die religiösen (und weltlichen) Bräuche zwischen Ostern und Fronleichnam. Die Kläpperbuben und (neuerdings auch) -mädchen seien für Trier schon für die Zeit um 1000 n. Ch. nachgewiesen. Aufgrund ihrer Geräuscheinstrumente nenne man diese in unserer Gegend „Ratzebuwe“. Der besondere Monat Mai werde durch die traditionelle Hexennacht eingeläutet, ein Brauch, der leider mehr und mehr an Phantasie verliere, statt dessen z. T. sachbeschädigende „Scherze“ hervorbringe. Die vielfältigen Maibräuche gingen z. T. auf heidnischen Ursprung zurück.
„Fronleichnam“ mit seiner Prozession habe sich um 1200 in Lüttlich entwickelt; vier Stationen seien seit dem 15. Jahrhundert bekannt.
Als letztes Kapitel widmete sich Frau Dr. Braun der Kirmes und der Kirchweih, ein Brauch, der noch nicht ausgestorben sei, sich vielmehr wieder wachsender Beliebtheit erfreue.
Roland Schmitt, der Leiter der Geschichtswerkstatt, äußerte zum Ausklang dieses gelungenen Abends seine Hoffnung, Frau Dr. Braun auch für eine weitere Veranstaltung gewinnen zu können.