Mit diesem Auftritt fiel der Vorhang für Konzertveranstaltungen der AG Eschringer Vereine e. V. im Saal des ehrwürdigen Gasthauses „Zur Post“. Gut zehn Jahre lang waren Künstler aus nah und fern nach Eschringen gekommen, um auf der längst legendär gewordenen Bühne ihre Musik zu präsentieren. Der englische Singer/Songwriter Michael Weston King schwärmte denn auch vom „Nashville of Germany“! Künstlerische Ausfälle gab es praktisch keine; vielmehr machte der Spielort seinem Namen alle Ehre. Denn hier ging des öfteren wirklich „die Post ab“: z. B. mit dem Chris Jagger Trio, mit Julian Dawson, mit dem Miller Anderson Trio oder zuletzt eben Saarbruck Libre.
Der buchstäblich ins Wasser gefallene Auftritt der Band um Sänger, Gitarrist und Liederschreiber Roland Helm beim 2. Dorfgemeinschaftsfest im Mai 2010 brachte AG-Geschäftsführer Roland Schmitt letztlich auf die Idee, diesen Auftritt mit dem bereits ins Auge gefassten Ende der Konzertreihe zu verbinden. Zusätzliches Argument für das Engagement von Saarbruck Libre war die Tatsache, dass Roland Helm mit seinem Duo Eckstein 1996 quasi den Startschuss für die Kleinkunst-Konzerte in der „Post“ gegeben hatte. Bot er seinerzeit historische Auswanderer(volks)lieder dar, präsentierte er nunmehr mit seiner Truppe einen bunten, stilistisch abwechslungsreichen Musikmix mit Ingredienzien aus aller Herren (und Damen) Länder: angefangen mit Cajun aus Louisiana, Reggae aus Jamaika, Blues vom Mississippi, Irish Folk, französischem Chanson bis hin zum Rock’n’Roll. Helm und Co. gelang es, schon mit dem ersten Stück „Mardi Gras“ (den Karneval in New Orleans beschwörend) das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Ihm zur Seite standen exzellente Musiker: „Zaubergeiger“ (und Akkordeonist) Wolfgang Wehner, der bisweilen wie ein Derwisch über den Tanzboden fegte, gerne auch den Spaßvogel markierte, Keyboarder Bernhard Wittmann, der sich als Tastenvirtuose hervortat, Schlagzeuger Jürgen „Sandy“ Sandmeyer, der nicht nur für flotte Beats sorgte, sondern hin und wieder auch mit beeindruckenden Soli Szenenapplaus einheimste und Kontrabassist Tim Kamp, der die nötige Ruhe und Gelassenheit mit seinem gekonnten Saitenspiel ausstrahlte.
Das Gros der Songs hatte Helm in Saarbrücker Mundart verfasst: die meisten Texte erzählten augenzwinkernd Geschichten aus dem Alltag und aus der Region, mal nachdenklich („Völklinge“, „E Nacht lang Mississippi“), mal humorig-hintersinnig („Moondach“, „Die Katz“). Vor allem das vorzügliche aktuelle Album „Chaiselongue“ dominierte das Repertoire, ergänzt durch den ein oder anderen passenden Coversong („Inch Allah“, „Ich habe diese Frau geliebt“). Etwas aus dem Rahmen fiel eine sehr jazzig anmutende, fast zehnminütige Version von „Nachtexpress“, bei der alle Musiker ihre handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis stellen konnten. Den meisten Zuspruch erhielten gleichwohl die fetzigen, von Zydeco und Irish Folk inspirierten Tanzlieder, die zum Klatschen und Mitswingen animierten. Der fällige Zugabenteil gipfelte denn auch in einem Mitsing-Stück, dessen Titel nicht hätte treffender sein können: „Heit’ geh’ mer gar nimmi hemm“. Dann war wirklich „Schicht im Schacht“, und nicht wenige Konzertbesucher betrauerten nicht nur das Ende diese fulminanten Show, sondern auch das Ende der Konzerte in der „Post“.
Bereits zu Anfang des Abends hatte R. Schmitt den Wirtsleuten Maria und Egon Vogelgesang im Namen der AG für ihre langjährige Unterstützung gedankt.