13.03.2012: Mat Walklate & Matt Fahey live in der alten Schule

Irish Folk & Folk Blues vom Feinsten

Die Enttäuschung stand AG-Geschäftsführer Roland Schmitt schon etwas ins Gesicht geschrieben, als er zu Konzertbeginn das überschaubare Publikum begrüßte. Angesichts optimaler Bewerbung in Presse und Radio hatte er mit größerem Zuspruch, vor allem auch bei Einheimischen, gerechnet. Gleichwohl: Wer in die ehemalige Grundschule gekommen war, bereute dies nicht, erlebte vielmehr einen exquisiten Auftritt zweier Erz-Musikanten.
Beide Mat(t)s haben sich nicht nur dem Irish Folk verschrieben, sie können und wollten auch an diesem Abend über den musikalischen Tellerrand schauen, flochten in ihr Repertoire Blues-Balladen amerikanischer Provenienz ein, die keinesfalls als Fremdkörper wirkten. Die beiden Musiker sind in Manchester ansässig, haben aber auch – wenn man so will –einen „irischen Migrationshintergrund“..

Strenggenommen erlebten die Besucher einen (halben) Auftritt des von beiden Mat(t)s begründeten Quartetts THE HOUSE DEVILS (dt. „Hausteufel“). Nur der Fiddler und der Kontrabassist fehlten. Sie nutzten die Gelegenheit, in großen Teilen ihr brandneues zweites Album „Crossing The Ocean“ vorzustellen. Dieses enthält natürlich „klassische“ Jigs’n’Reels, bei denen das Soloinstrument – und das ist das Besondere – eben nicht die Konzertina oder eine Flöte ist, sondern eher ungewohnt Mat Walklates Mundharmonika ertönte. Bisweilen stieg Mat aber dann auch auf den irischen Dudelsack oder die irische Querflöte (aus Blech oder Holz) um. Da konnte er jeweils unter Beweis stellen, welch brillanter Virtuose er ist. Und singen kann er auch, z. B. amerikanische Folksongs aus den Appalachen („Awake, Awake“).

Auf ideale Weise komplettiert sein älterer Kollege Matt Fahey dieses Duo. Dessen exzellentes Gitarrenspiel und sonorer Gesang nebst der Fähigkeit, skurrile und pfiffige Geschichten zu erzählen, kamen ebenfalls gut an. Man merkte, dass seine Vorbilder sowohl in Irland (der Vater ist gebürtiger Dubliner) als auch in den USA beheimatet sind. Der Song von Johnny Moynihan, „P Stands For Paddy“, weckte Erinnerungen an die legendäre irische Gruppe PLANXTY. In manchen Folk-Blues-Balladen hingegen würdigte Matt US-Musiker wie z. B. Doc Watson.
Vor allem bei den schmissigen Reels (im 4/4-Takt) klatschte das Publikum begeistert mit. Nach einer passenden Zugabe endete ein gelungener und mitreißender Abend, der gewiss mehr Zuhörer verdient gehabt hätte.

Photoquelle: Karl-Theodor Elberskirch

P.S. Wer Versäumtes nachholen möchte, dem sei die bereits erwähnte CD empfohlen: „Crossing The Ocean“ – THE HOUSE DEVILS (2012 – The Living Tradition LTCD9019)