Mehr oder weniger zufällig fanden fast zeitgleich (12. und 14. Mai 2001) zwei Veranstaltungen der Geschichtswerkstatt Eschringen statt. Eine Grenzsteinwanderung führte entlang der Banngrenze Ensheim – Eschringen, deren Ausgangspunkt der gut erhaltene Grenzstein von 1721 am ehemaligen Ensheimer Weg (bzw. Eschringer Weg) war. Dort konnte Roland Schmitt, Leiter der Geschichtswerkstatt, bei sommerlichem Wetter neben Einzelgästen aus Saarbrücken und Umgebung auch eine Mitwandergruppe des Ensheimer Vereins „Die Gränzstäner“ begrüßen. Da die (kürzere) östliche Grenzlinie nach Ormesheim etwas schwierig begehbar war, konzentrierte man sich auf den einstigen Grenzverlauf nach Fechingen zu. Schmitt erläuterte die auf den Grenzsteinen zu erkennenden Zeichen, die Initialen für Eschringen (E) und Ensheim (E durch ein W ergänzt, das auf den Grundherrn, das Kloster Wadgassen, hinwies), die Jahreszahl der Steinsetzung (1721 bzw. 1791), die laufende Nr. sowie die Kerbe auf dem Grenzsteinkopf, die sog. „Weisung“, die eben auf den jeweils nächsten Grenzstein verweist. Zusätzliche historische Informationen steuerte Heinrich Moog, der Eschringer Ortschronist, bei. Die Wanderung führte über die Ackerfluren „In den Hasenäckern“ und „Unten an den vier Morgen“ (wo einige Grenzsteine inzwischen fehlen) bis zu alten Grenzhecken „Im Allmend“ (Eschringer Seite) bzw. „In der langen Ahnung“ (Ensheimer Seite). Über Stock und Stein ging es dann am Waldsaum „Hinter Sitters“ entlang bis zur alten Gemarkungsgrenze von Fechingen, Ensheim und Eschringen, wo einst auch ein sog. „Dreibänner“ gestanden hatte. Friedrich Binkle, Geschäftsführer der „Gränzstäner“, gab zu verstehen, dass man sich um die abgebrochenen Steine zwecks Herrichtung kümmern wolle. Die Wandergruppe machte schließlich noch eine Stippvisite an die ehemalige bayerisch-preußische Landesgrenze zwischen Eschringen und Fechingen und marschierte dann Richtung Eschringen. Dort im Gasthaus „Zur Post“ referierte Schmitt über die allgemeine Geschichte der Grenzen und Grenzzeichen, auch anhand von historischen Abbildungen, und erläuterte das Ritual der Grenzsteinsetzung mit den geheimnisvollen „Zeugen“ (oder Weisern). Diese Bruchstücke aus Ziegel oder Glas (auch eigens gefertigte Tonscheiben), die unterhalb des Grenzsteines in die Erde gesteckt wurden, sollten eine mutwillige Versetzung desselben und damit die Veränderung der Grenzlinie erschweren. Schmitt plädierte für einen aktiven Schutz dieser denkmalgeschützten Kleindenkmale.
Ebenfalls im Gasthaus „Zur Post“ fand zwei Tage später auch der Lichtbildervortrag von Werner Kihm statt. Der Ensheimer Heimatforscher hatte aus seiner großen Dia- und Bildersammlung zur Geschichte seines Heimatdorfes eine Auswahl nach Themen getroffen: Angefangen von der zu Wadgassen gehörigen Probstei, deren Gebäude schließlich von der Fabrikantenfamilie Adt übernommen worden waren und insbesondere für die Produktion von unterschiedlichsten Materialien aus Pappmaché genutzt wurden. Auch an andere Unternehmen, z. B. das Ziegelwerk Ludowici, wurde mit raren Fotos erinnert. Dank des Wirtschaftsaufschwungs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam die „junge“ Photographie schon relativ früh in den aufstrebenden Standort Ensheim. Werner Kihm zeigte aber auch Bilder vom eher bäuerlich geprägten Alltag der Ensheimer, dazu viele Aufnahmen interessanter, z. T. nicht mehr existenter Gebäude. Seine Zeitreise streifte auch das Verkehrswesen, frühe dampfgetriebene Zugmaschinen, die ersten Automobile und die bis Mitte der 1960er Jahre zum Ortsbild gehörige Straßenbahn. Der interessante Vortrag zeigte auch jüngere und ältere Aufnahmen von Wegekreuzen und Brunnen und sonstige markante Punkte in Ensheim. Die Anwesenden zeigten sich jedenfalls sehr beeindruckt von der Fülle und der Qualität des Bildmaterials.