ein Erlebnisbericht von Roland Schmitt
Wohl dem, der jenseits von oder unmittelbar an der alten preußisch-bayerischen Landesgrenze einen Standort gesucht hatte, um das Jahrhundertschauspiel am Himmel verfolgen zu können! Viele Eschringer, aber auch aus fern und nah Angereiste, zogen am Mittwoch, den 11. August 1999, am späten Vormittag, vor allem auf die (nördlichen) Höhenzüge, also von der Sitters aus Richtung Wickersberg, oder von der Ortsmitte Richtung Westen, nach Fechingen zu, auf den Gebberg – wie wir (meine Frau Christa, unsere Kinder Yasmina und Yannick sowie unsere Besucherinnen Rita und Susanne) eben. In der Tat bot dieser geschichtsträchtige Ort (einst der Galgenberg Fechingens) einen hervorragenden Blick nicht nur gen Himmel, sondern auch auf das Saarbachtal und den Höhenzug vom Überwald bis zum Birzberg. Es hatten sich auch schon etliche Schaulustige (ca. 80-100) eingefunden, nicht nur Einheimische, sondern auch Interessierte aus der ganzen Republik: aus Wiesbaden, Münster, Freiburg und Berlin (wie u. a. die Nummernschilder mancher Autos verrieten). Das Wetter hatte sich den ganzen Vormittag über schon als sehr unbeständig, vor allem sehr verhangen gezeigt. Also keine besonders guten Aussichten für eine klare Sicht der Dinge.
Um die Mittagszeit jedoch begann es sich von Westen her aufzuklaren, zur großen Freude der Anwesenden. Und in der Tat konnte man bereits beobachten, wie sich der Mond „langsam“, aber stetig, vor die Sonne schob. Die Menschen auf dem Gebberg waren guter Dinge, hatten nicht nur die notwendigen Spezialbrillen, sondern auch Proviant und Getränke mitgebracht. Man war sich einig, ein beeindruckendes Schauspiel am Himmel zu beobachten. Gleichwohl zogen derweil beängstigenderweise von Westen schwere, dunkle Regenwolken herbei. Würde die Zeit noch reichen, die totale Sonnenfinsternis ohne störende Wolken beobachten zu können? Diese bange Frage stellten sich viele. Etwa um 12.27 Uhr zeigte sich am Himmel nur noch eine kleine Sichel, die weiter abnahm und schließlich ganz verschwand. Erste Wolkenfelder hatten inzwischen den Blick leicht getrübt, doch Sekunden später konnte man tatsächlich die Totalität und die Korona bewundern, manch Sternenkundiger auch Venus (linkerhand der Sonne) und Merkur (rechterhand der Sonne). Just in diesem ergreifenden Augenblick – alles um einen herum hatte sich atemberaubend verdunkelt – ertönte ein mächtiger Donner, und man konnte sich gut vorstellen, dass Menschen in früheren Epochen sehr wohl massive Ängste und sogar Weltuntergangsstimmungen entwickelten. Dann wurde es plötzlich wieder heller, vor allem die Wiesen unterhalb des Überwaldes schienen „grün“ aufzuleuchten. Leider konnte man aber die Aufhellungsphase nicht mehr beobachten, denn nun setzte ein gewaltiger Regenschauer ein, der alle Menschen rund um den Gebberg flüchten ließ. Total durchnässt kamen wir schließlich, nachdem wir wieder „Eschringer Boden“ im Erlenhain unter den Füßen hatten, an unserem Auto an. Wir waren uns alle einig, dass wir Augenzeugen eines absolut seltenen Ereignisses geworden waren – ein schönes, fast stolzes Gefühl. Yannick fand allerdings den Platzregen fast genauso „cool“ wie die eigentliche Sonnenfinsternis.