Berührende Songs – für Kopf und Herz
Der angekündigte „Testlauf“ für Konzertveranstaltungen verlief „mittelprächtig“. Unklar war einerseits, ob die Akustik eines ehemaligen großen Klassenzimmers ausreichen würde, und andererseits, ob an einem sommerlichen Montagabend im Juni Leute den Weg in die etwas abgelegene ehemalige Grundschule finden würden.
Mit viel Engagement hatte die Geschichtswerkstatt eine kleine Bühne gezimmert, die nackte Rückwand mit britischen Fahnen geschmückt und im Flur Snacks, sog. „doorstoppers“ (belegte Brote mit schottischem Lachs, irischem Chesterkäse und Honigschinken), angeboten. Auch Guinness und irisches „Rotbier“ gab’s neben einheimischen Getränken. Roland Schmitt, Leiter der Geschichtswerkstatt und ansonsten auch Mitorganisator von Konzerten im Gasthaus „Zur Post“, zeigte sich denn auch etwas enttäuscht von der „durchgewachsenen“ Resonanz auf eine ansonsten nicht zu beanstandende Werbung im Vorfeld. Er begrüßte die vorwiegend auswärtigen Besucher und versprach einen Konzertabend der „etwas anderen Art“. Mit der ehemaligen Schule als Veranstaltungsort lag man thematisch nicht ganz verkehrt. Denn der interessierte Zuhörer konnte sein Englisch vertiefen, so manches aus der Geschichte der Friedens- und Bürgerrechtsbewegung erfahren, und natürlich auch Musik und Poesie intensiv erleben.
Mitgebracht hatte der aus der Nähe Liverpools stammende Singer/Songwriter Michael Weston King (er gastierte bereits 2004 in Eschringen) sein brandneues Album „I Didn’t Raise My Boy To Be A Soldier“ (zu dt. etwa: „Ich habe meinen Jungen nicht aufgezogen, damit er ein Soldat wird“), aus dem er vor allem im zweiten Teil seines Auftrittes sowohl eigene Songs als auch neu bearbeitete alte Lieder bzw. vertonte Texte vorstellte. Ganz gezielt hatte M. W. King Stücke ausgewählt, die sich vor allem mit dem leider nach wie vor aktuellen Thema „Krieg“ befassen. Um die Verständlichkeit der Inhalte zu erhöhen, lagen Textblätter aus – zwei Songtexte hatte Gast Mike Lehecka, seines Zeichens in Saarbrücken lebender Amerikaner, ins Deutsche übertragen. M. W. King sang und spielte sich sehr bald in die Herzen des Publikums, mit melancholischen Balladen wie z. B. „Lay Me Down“ oder rockigen Songs (wie z. B. „Life Is Fine“ von seiner aktuellen CD). Für den guten Sounds sorgte Andreas Moog, der die schwierige Akustik mit Bravour in den Griff bekam. Gleichwohl belegten von M. W. King „unplugged“ vorgetragene Songs, dass mit einer kräftigen Stimme ausgestattete Sänger auch in Schulräumen gut zu hören sein können. Gitarre- und Mundharmonikaspiel untermalten seinen einnehmenden Gesang auf stimmige Weise. Wer zu diesem Konzert gekommen war, zeigte sich mehr als zufrieden. M. W. King, der immer mal wieder Anekdoten zum besten gab, hatte an sich augenzwinkernd den Zugabenteil bereits ins sein Programm eingebaut, wurde aber ohne weitere „encores“ nicht von der Bühne gelassen. Alles in allem ein denkwürdiger Abend, der mehr Zuspruch verdient gehabt hätte.