06.11.2012: Chris Jagger’s ACOUSTIC ROOTS live in der alten Schule

Liegt Eschringen auch am Mississippi? Diesen Eindruck kann man gewinnen, wenn z. B. Chris Jagger & Co. in unserem Dorf Station machen. Fünf Jahre zuvor begeisterten Jagger, Charlie Hart und Uli Twelker bereits in der „Post“ mit Cajun- und Blues-Songs, tanzte so mancher mit Chris zu Harts Fiddle- und Akkordeonklängen.
Eine relativ kurzfristig angesetzte Süddeutschlandtournee führte nun das Trio um den umtriebigen und quirligen Bruders des Stones-Frontmanns eher zufällig mal wieder nach Eschringen. Dank des guten Kontakts zu AG-Geschäftsführer Roland Schmitt konnte ein Gig in der ehemaligen Grundschule arrangiert werden. Die begrenzten Tickets waren bald vergriffen, so konnte Jagger mit seinen Begleitern, der Geigerin Elliet Mackrell und dem Kontrabassisten David Hatfield, vor „vollem Haus“ auftreten. Über 70 Leute hatten sich im alten Klassensaal eingefunden, wo fleißige Helfer eine Bühne nebst Verstärkeranlage aufgebaut hatten. Im Flur gab es natürlich u. a. Guinness & Kilkenny, und in der Pause wurden sog. „doorstoppers“ gereicht: englische Schnittchen mit Lachs, Cheddar-Käse und Corned Beef.
Die Show eröffneten Jagger & Co. sogleich mit einem fetzigen Cajun-Stomper. „Pretty Little Thing“. Die Stücke waren fast ausschließlich Eigenkompositionen, stammten von seinen Alben „Atcha!“, „Channel Fever“, „Act Of Faith“ und „The Ridge“, der jüngsten CD. Auf letzterer hatten schon Mackrell und Hatfield mitgewirkt. Beim schmissigen Swing-Song „Lights Of The City“ konnte Hatfield – die Coolness in Person – brillieren, die Country-Ballade „Prisoner Of Your Heart“ veredelte Mackrell mit Geige und zweiter Stimme. Auch Blues-Freunde kamen auf ihre Kosten, vor allem wenn Jagger seine Fähigkeiten als Slide-Gitarrist demonstrierte; sicher ein Highlight der „DJ Blues“, bei der eigentlich nur der offizielle Duett-Partner, Bruder Mick, fehlte.
Melancholisch wurde es bisweilen auch, z. B. bei „Single Spark“ oder „Rare Beauty“, und politisch bei „Lhasa Town“, wo Jagger eindeutig Stellung bezieht und Freiheits- und Menschenrechte für das tibetische Volk einfordert. Organisator Roland Schmitt wurde mit „Anymore For Anymore“, einem folkigen Ohrwurm aus der Feder des Small-Faces-Mitbegründers Ronnie Lane, freundlich bedacht. Im Schlussteil des vergnüglichen Konzertabends fanden sich zur Freude Jaggers auch Tänzer auf der Mini-Tanzfläche ein, natürlich zu schmissigen Cajun-Tunes, bei der auch ein Kauderwelsch aus Englisch und Französisch-Kreolisch geschmettert wurde. Ein bemerkenswertes Instrumentalstück lieferten die Drei dann noch ab, als Mackrell, die lange Zeit in Australien lebte, das Didgeridoo der Aborigines blies. Dieses Instrument dürfte erstmals in Eschringen so meisterlich intoniert worden sein.
Gut gelaunt endete für Band und Publikum ein schöner, entspannter Musikabend. Entsprechend fiel auch eine inzwischen angekommene Dankesmail Jaggers aus: „We all had a great time!“. Diesem Fazit kann man getrost zustimmen.