Heinrich Moog

Lehrer und Heimatforscher

Viele Gemeinden dürften Eschringen beneiden, denn nur selten finden sich „vor Ort“ Menschen, die die Kompetenz, den Willen und das Durchhaltevermögen besitzen, sich eingehend und umfassend mit lokaler Geschichte befassen, diese auch regional und national einordnen und bewerten zu können. Auf Heinrich Moog trafen eben jene genannten Kriterien zu: ein echter Glücksfall für Eschringen! Denn Heinrich Moog recherchierte schon seit vielen Jahren in den Archiven, entschlüsselte verstaubte und schwer verständliche Quellentexte und fügte diese Mosaiksteinchen nach und nach zu einem Gesamtbild Eschringer Geschichte zusammen: eine unschätzbare Grundlagenforschung, die auch über die Ortsgrenzen hinaus von Bedeutung bleiben wird.

Heinrich Moog wurde am 5. Juli 1919 in Eschringen als Sohn von Hermann und Maria Moog geboren. Er wuchs in einer Großfamilie im Hause Hauptstraße 42 auf und besuchte die katholische Volksschule in Eschringen. Seine schulische Ausbildung beschloss er 1939 auf dem Gymnasium des Steyler Missionshauses St. Wendel mit dem Abitur. Der Zweite Weltkrieg beeinträchtigte massiv sein angestrebtes Studium der Philosophie und Theologie. Einsätze beim Reichsarbeitsdienst, in einer Baueinheit sowie im Sanitätsdienst der Wehrmacht zwangen ihn zu nachhaltigen Ausbildungsunterbrechungen. Von den Nationalsozialisten wurde er als politisch unzuverlässig gebrandmarkt, schikaniert, überwacht, mit Kriegsgericht bedroht. Aufgrund einer Erkrankung in Russland wurde er Ende 1944 ausgemustert und als wehruntauglich entlassen. Nach Kriegsende nahm er sein Studium an der Hochschule des Missionspriesterseminars SVD in St. Augustin bei Bonn wieder auf. In Saarbrücken absolvierte Heinrich Moog am staatlichen Lehrerseminar schließlich die 1. und 2. Lehrerprüfung. Von 1948 bis 1981 war er als Lehrer an Volksschulen, als Mentor bei der Lehrerausbildung und als Konrektor an Grund- und Hauptschulen im Saarland und in Rheinland-Pfalz tätig (u. a. in Türkismühle, Serrig, Saarburg und Saarbrücken). Der Wechsel nach Rheinland-Pfalz erfolgte nicht freiwillig. Das damalige „autonome“ Saarland unter der Regierung Johannes Hoffmann hatte ihn aus dem Schuldienst entlassen, da er die CVP und ihre Politik zu kritisieren wagte.

Sein (kommunal)politisches Engagement begann er als Kreisvorsitzender der Jungen Union in Saarburg. Nach seiner Rückkehr ins Saarland 1958 führte Heinrich Moog seine Tätigkeit als CDU-Politiker vor allem in Eschringen fort. Von 1964 bis 1968 war er Vorsitzender des Ortsverbandes. Nach einer krankheitsbedingten Unterbrechung engagierte er sich von 1974 bis 1979 im Ortsrat, war Sprecher der CDU-Fraktion und Mitglied im Kulturausschuss der Stadt Saarbrücken. Daneben begleitete Heinrich Moog weitere Ehrenämter, u. a. als Mitglied und Vorsitzender des Pfarrgemeinderates, als Schriftführer im Pensionärverein, als Sänger im Kirchenchor. Sein Wahlspruch: „Mit Gott zum Wohle der Mitmenschen in Privatleben und Beruf, Kirche und Gesellschaft!“

Heinrich Moog (li.) mit Frau und Ludwig Braunberger

Heinrich Moog musste in seinem langen Leben so manche Prüfung erdulden. 1951 hatte er Annamaria Lienhard aus Oberkirch im Schwarzwald geheiratet und sich nach der Rückkehr ins Saarland schließlich wieder in Eschringen mit den zwei Kindern niedergelassen. Ein tragischer Unfall an der Eschringer Mühle nahm seiner Frau 1985 das Leben. Er siedelte nach Niederwürzbach über, wo er seit 1987 mit seiner zweiten Frau Marliese (geb. Bieg) lebte.

Seine Liebe zur Heimat und insbesondere zu Eschringen hatte Heinrich Moog stets angespornt, die Geschichte der Umgebung im Allgemeinen und Eschringens im Speziellen zu erforschen. Aus dieser langjährigen Arbeit resultierten zahlreiche Veröffentlichungen. Sein Hauptwerk ist ohne Zweifel die anlässlich der 1100-Jahrfeier Eschringens 1993 erstellte Ortschronik zur Geschichte des ehemaligen Vierherrendorfes. Heinrich Moog hatte seinerzeit auch mit den Anstoß gegeben, diese urkundliche Ersterwähnung seines Heimatortes gebührend zu feiern. Aus dem von ihm konzipierten historischen Festumzug entwickelte sich – unter dem Dach der VHS Halberg – die Eschringer Geschichtswerkstatt. Heinrich Moog gehörte zu ihren Gründervätern und arbeitete dort viele Jahre aktiv mit. Sein großes Projekt, einen zweiten Band zu verfassen, der die Geschichte Eschringens von der Französischen Revolution bis zur Gebietsreform 1974 beschreibt, konnte er – aufgrund seiner angegriffenen Gesundheit – nicht mehr realisieren.

Am 15. Mai 2010 ist Heinrich Moog im gesegneten Alter von 90 Jahren gestorben.

Bibliographie:

  • Festschrift „50 Jahre Kirchenchor St. Laurentius Eschringen“. 1978.(6 Seiten)
  • Unsere Pfarrkirche, ein Werk der ganzen Gemeinde. In: Festschrift: „50 Jahre Pfarrkirche St. Laurentius Eschringen“. 1980. (36 Seiten)
  • Eschringer Chronik. In: Festschrift 1100 Jahrfeier Eschringen. 1993. (15 Seiten)
  • Eschringen – das Vierherrendorf. Von den Ursprüngen bis zum Revolutionsjahr 1793. 1993. 550 Seiten
  • Eschringer Chronik. In: Saarbrücker Kultur-Info. 1994. (3 Seiten)
  • Die Laurentiuskapelle im Wandel der Zeiten. 1996. 66 S. (Eschringer Hefte 1)
  • Die alten Eschringer Banngrenzen, Bannstreitigkeiten und Bannbeschreibungen. In: Stumme Zeitzeugen, die dennoch erzählen. 1997. (54 Seiten) (Eschringer Hefte 2)
  • Die einstige Eschringer Mühle. 1999. 94 S. (Eschringer Hefte 3/2)
  • Die Rückführung der Eschringer Bevölkerung nach Oberfranken und Thüringen in den Kriegsjahren 1939-40…Mit ausführlichen Anmerkungen zu den Aufzeichnungen von Expositus Alois Seel. In: „Keiner wusste, wie es weitergehen sollte“. Die Eschringer Kriegsjahre 1939-1945. Aufzeichnungen und Gesprächsprotokolle von Zeitzeugen / hrsg. von Roland Schmitt. 2000. (S. 13-23) (Eschringer Hefte 4)
  • In der Zwangsjacke des Nationalsozialismus. 2002. 66 S. (Eschringer Hefte / Sonderheft) Eschringen im Wandel der Zeiten: eine kleine Ortsgeschichte – nicht nur für junge Leser / mit Roland Schmitt. 2004. 50 S. (Eschringer Hefte 5)
  • Zur Geschichte des Eschringer Hofes. 2009. (S. 9-36) (Eschringer Hefte 7)

Anmerkung: Zu diesen gedruckten Veröffentlichungen kamen einige heimatgeschichtliche Vorträge in Eschringer Vereinen und Gruppen sowie für Auswärtige im Rahmen der Bildungsarbeit der Volkshochschule des Stadtverbandes Saarbrücken.

(Roland Schmitt)

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