Ben Martin

Sänger

Ja, an ihm schieden sich über Jahrzehnte die Geister in unserem Dorf. Denn er war ein „enfant terrible“: Ben Martin alias Oswin Bachmann (so sein bürgerlicher Name). Vor allem in den 1970er Jahren war der Diskothekenbetreiber und Schlagersänger im Saarland fast so bekannt wie Frank Farian.

Anzeige aus der Zeitung „Crash“ (1970)

Geboren wurde er am 4. März 1945 in Eschringen, also vor 70 Jahren als Sohn von Josef Bachmann. Oswin wuchs im Gräfinthaler Weg (später Gräfinthaler Straße) auf, in dem damals noch allein stehenden „Bachmanns Haus“. Seine Liebe zur Musik hatte er von Großvater Georg geerbt.

Nach der Schulzeit machte Oswin Bachmann eine Lehre zum Elektro-Installateur, die er erfolgreich abschloss. Als junger Mann begeisterte er sich schnell für Rock’n’Roll und Beat Music, hatte aber auch keine Berührungsängste mit dem deutschen Schlager. In der Freizeit versuchte er sich als Diskjockey, baute nach und nach eine große Schallplattensammlung auf.
Bachmann wagte sich schließlich auch unternehmerisch aktiv zu werden. Er baute diverse Diskotheken im Saarland auf, u. a. das „Blue Dog“ und die „Kupferschmiede“ in Heusweiler:

Parallel hierzu versuchte er sich Anfang der 1970er Jahre unter dem Künstlernamen Ben Martin als Schlagersänger, arbeitete vornehmlich mit dem Saarbrücker Pianisten, Arrangeur und Komponisten Fritz Maldener zusammen und veröffentlichte zwei Singles:

Komm zurück Angelique/Allein wie ich (Polydor), beides Eigenkompositionen, und Tschigge-tschagge-tschonga/Ein Mädchen wie Du (Altax); die B-Seite schrieb er mit Maldener. Im regionalen Fernsehen war Ben Martin hin und wieder zu sehen (und zu hören); ein geplanter Auftritt bei Dieter Thomas Hecks ZDF-Hitparade „fiel ins Wasser“ (aus ungeklärten Gründen).

Hier die Aufnahme Tschigge-tschagge-tschonga

Nach Pannen, Pech & Pleiten schlug sich Bachmann als Automatenaufsteller durch Leben. Als bekennender Schwuler eckte er mit vielen Menschen an, auch wegen Eskapaden „vor Ort“: In seinem Haus in Eschringen betrieb Bachmann eine Schlangeneibrüterstation, er hielt sich einen Panther, der immer mal ausbüchste, und er ritt mit seinem Pferd – wie es heißt: „in provokanter Pose“ – durchs Dorf.
In den 1990er Jahren zog sich Bachmann mehr und mehr in die Isolation zurück: in die Kellerwohnung seiner Schwester Christel. Hin und wieder lief er barfuß (auch im Winter), äußerlich völlig heruntergekommen, durch Eschringen. Nach dem Tod seines (auswärts wohnenden) Lebensgefährten und einer sich verstärkenden psychischen Erkrankung „verschwand“ Bachmann in der Saarbrücker „Sonnenberg“-Klinik.
Ab 2009 lebte er im Pflegeheim der AWO Spiesen-Elversberg, wo er auch am 20. April 2010 verstarb.

(rs)

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