30.01.2000 – Ausstellung „Eschringer Kriegsjahre 1939-1945“

Eröffnung am 30. Januar 2000 in der „Posthalterstube“

Vor 14 Tagen haben wir hier, im Gasthaus „Zur Post“, im Rahmen des Neujahrsempfangs der AG Eschringer Vereine, in erster Linie in die Zukunft geblickt und uns das Beste für das Jahr 2000 und das neue Jahrhundert (bzw.- Jahrtausend) gewünscht. Da konnte ich auch kurz auf diese Ausstellung hinweisen, und zwar mit der Bemerkung, dass man bisweilen auch zurückschauen sollte. Nicht, um vermeintlich „besseren Zeiten“ nachzuweinen, sondern vielmehr, um – wie es so schön heißt – aus der Geschichte ein bisschen wenigstens zu lernen. Es gibt da ein Zitat des Historikers Golo Mann, dass einst auch als Motto bei der Gründung unserer Geschichtswerkstatt Erwähnung fand:

„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Zukunft nicht meistern.“

Der Zeitabschnitt, den diese Ausstellung – wenn auch nur bruchstückweise – behandelt und darzustellen versucht, gehört gewiss zu den traurigen und negativen Höhepunkten in der Geschichte Deutschlands und eben auch der Ortsgeschichte Eschringens. Er umfasst die Jahre 1939 bis 1945, genauer die Zeit von September 1939 bis März 1945. Ausgeblendet ist die Vorgeschichte, die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933, der Anschluss des Saargebiets an das Deutsche Reich 1935, die verschiedenen kriegsvorbereitenden Stationen, die schließlich in die Katastrophe mündeten (z. B. der Einmarsch ins Sudentenland). Die Gründe, weshalb es soweit kommen konnte, weshalb ein ganzes Volk mehr oder minder willenlos in den Strudel des Unheils stürzte, sind vielfältig, können hier nicht ausgebreitet werden. Aus Gesprächen mit Eschringer Zeitzeugen ist mir jedenfalls nochmals bewusst geworden, dass gezielte Desinformation und Propaganda sowie bodenlose Versprechungen und vordergründige Wohltaten zu dieser Gutgläubigkeit in die Machenschaften einer Obrigkeit beigetragen haben. Wir beobachten ähnliche Phänomene derzeit in anderen Krisenherden der Welt, ob in Tschetschenien oder im ehemaligen Jugoslawien. Entweder gibt es da nur zensierte „Informationen“ oder eben platte Propaganda. Wir können froh sein, dass wir hier in Europa eine lebendige und kritische Medienöffentlichkeit haben. Man kann uns heute sicher nicht mehr so leicht für dumm verkaufen, wie das in früheren Zeiten oder in undemokratischen Systemen eben der Fall war bzw. noch ist.

Nun zu dieser Ausstellung an sich:

Das Gros der Fotos stammt von Eschringer Privatpersonen, die ihre Bilder uns zur Reproduktion überlassen haben. Den Rest der Abbildungen kopierten wir aus einschlägigen regionalgeschichtlichen Veröffentlichungen, z. B. auch diverse Fotos der US-Army, die eigentlich aus dem Privatarchiv von Herrn Jung aus Aßweiler stammen. Nicht alle konnten bisher genau datiert und lokalisiert werden. Aber wir haben uns die größte Mühe in den vergangenen Monaten gegeben. Wenn Sie Fehler feststellen oder ergänzende Informationen haben, dann teilen Sie diese uns zwecks Korrektur mit. Das ganze Schrecken des Krieges, speziell hier in Eschringen, lässt sich bildlich nicht darstellen. Uns fehlen z. B. brauchbare Fotos aus der Zeit der Evakuierungen, und uns fehlen geeignete Fotos, die den Kriegsalltag wiedergeben, z. B. Aufnahmen aus den Bunkern, die es hier in Eschringen gab.

Die Fotos haben wir grob vier Bereichen zugeteilt:

  • die Evakuierung und Kriegsbeginn 1939/1940
  • die Rückkehr aus der Evakuierung und den sog. „Wiederaufbau“ 1940-1942
  • die Kriegsjahre 1942-1944 mit den Bombennächten und die 2. Evakuierung
  • die Einnahme Eschringens am 15. März 1945, die das Kriegsende und – wie es auch Heinrich Moog formulierte – das Ende der NS-Diktatur bedeutete.

Diese Bilder können natürlich nur sehr schwach das wiedergeben, was die Menschen damals in Eschringen und anderswo erleiden mussten. Deshalb suchen wir auch noch Augenzeugenberichte und Tagebuchaufzeichnungen, eigentlich Texte aller Art, die diese unheilvolle Zeit plastischer und für Menschen nachfolgender Generationen erfahrbarer machen. Diese sollen – mit einem Teil der Fotos – nämlich in eine Publikation münden, wie sie unsere Nachbarn im Mandelbachtal bereits vor einigen Jahren veröffentlichten. („Tagebücher und Erlebnisberichte aus dem Zweiten Weltkrieg“, 1995)

Noch ein Wort zu unserer lothringischen Partnergemeinde Escherange.

Dass die Kontakte nicht intensiver sind, liegt vielleicht auch an den Ressentiments, die es dort, vor allem unter den Älteren gegenüber Deutschen noch gibt. Man muss sich das nochmals vor Augen führen. Escherange wurde nach 1940 praktisch dem Erdboden gleichgemacht. Was der deutsche Angriff nicht zerstört hatte, machte der spätere „Wiederaufbau“ zunichte. So wurde z. B. die Kirche St. Peter abgerissen, und alle anderen Häuser und Höfe (bis auf einen!) ebenfalls. Im Rahmen der sog. „Germanisierung“ sollte dort ein nationalsozialistisches Musterdorf entstehen. Das nur am Rande.

Genug der Worte. Ich hoffe mit den übrigen Mitstreitern der Geschichtswerkstatt, das Sie diese kleine Ausstellung interessiert und Sie vielleicht sogar inspiriert, um auch etwas zu unserem bereits erwähnten Sonderheft beisteuern zu können.

Roland Schmitt, Leiter der Geschichtswerkstatt Eschringen