18.11.2016: Irish Folk-Idol Andy Irvine verzauberte mit filigranen Saitenklängen

Ja, es hätten schon ein paar mehr ZuhörerInnen sein können, schließlich trat in der ehemaligen Dorfschule ein echter Star der Irish Folk- und Weltmusik-Szene auf. Aber wer konnte sich noch an Irvines Glanzzeiten in den 1970er und 1980er Jahre erinnern, als er mit seiner Band PLANXTY weltweit für Furore sorgte? Einige Fans waren u. a. extra aus St. Wendel und Kaiserslautern nach Eschringen gekommen. Sie hatten ähnliche Erinnerungen wie auch AG-Geschäftsführer Roland Schmitt, der eingangs kurz erläuterte, wie es zu diesem besonderen und auch sehr persönlich motivierten Konzert mit der irischen Folk-Legende – inzwischen stolze 74 Jahre alt – gekommen war. Bereits als junger Student hatte Schmitt in Schwetzingen ein Konzert mit Irvine geplant, doch war der bei einem Autounfall schwer verletzt worden und hatte kurz zuvor absagen müssen. Vierzig (!) Jahre später hatte Irvines deutsche Managerin für November 2016 eine Tour angesetzt, und da ergriff Schmitt eben kurzerhand die Gelegenheit  beim Schopfe und engagierte den renommierten Musiker, Sänger, Komponisten und Liedersammler für einen Auftritt in Eschringen.

Wer in das Dorfgemeinschaftshaus gekommen war, konnte sich überzeugen, dass Irvine von seiner Virtuosität als Mandola- und Bouzouki-Spieler nichts verloren hatte. Auch seine sanfte, einschmeichelnde Stimme berührte, vor allem bei Balladen wie z. B. „The West Coast Of Clare“, und hatte an Eindringlichkeit nicht gelitten. Mit seinen Bands PLANXTY und PATRICK STREET, aber auch als Solist und Duo-Partner verkörperte und verkörpert Irvine bis heute den konzertanten Gegenentwurf zur sog. „Schunkel-Folklore“ wie sie viele Irish-Folk-Bands hierzulande, aber bisweilen auch die DUBLINERS praktizierten. Gassenhauer wie z. B. „The Wild Rover“ oder „Whiskey In The Jar“ sind sein Ding nicht. Reisen nach Osteuropa, auf den Balkan und auch in den Nahen Osten hatten ihm seinerzeit  neue musikalische Welten eröffnet, und ihm gelang es letztlich, eine echte Symbiose von irischen Jigs’n’Reels mit bulgarischen und rumänischen Tanzliedern zu schaffen. Beispiele für solche Medleys präsentierte er auch an diesem Abend (u. a. Smeceno Horo“). Weitere Highlights aus seinem umfangreichen Repertoire waren seine Versionen der Traditionals „As I Roved Out“ und „The Jolly Soldier“ sowie eigene Songs in der Tradition von Woody Guthrie wie z. B. „Never Tire Of The Road“ oder „My Heart’s Tonight In Ireland“. Dem Publikum erläuterte Irvine auch die Unterschiede der vier eingesetzten Mandolas, die eine ähnliche Stimmung wie die griechische Bouzouki aufweisen. Dass er nach einem intensiven Konzertabend nicht ohne Zugaben von der kleinen Bühne gehen konnte, war klar. Mit seinem komplexen Meisterwerk „The Blacksmith“, das er schon zu PLANXTY-Zeiten arrangiert hatte, verabschiedete sich Irvine von seiner gebannt lauschenden Zuhörerschaft.

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