13.03.06 – Gitarrenvirtuose Eddie Walker in der „Post“

Mehr so zum Spaß hatte bei seinem Konzert 2004 der englische Singer/Songwriter Michael Weston King angesichts der tollen Atmosphäre im Gasthaus „Zur Post“ Eschringen als das „Nashville of Germany“ bezeichnet. Nun war sein Landsmann Eddie Walker aus der im Nordosten gelegenen Industriestadt Middlesborough im Rahmen seiner Deutschlandtournee zu Gast und trat mit vielen seiner Lieder den Beweis an, dass King mit seiner kühnen These gar nicht so falsch liegt. Denn Walker präsentierte neben dem von ihm so geliebten Blues der frühen 1920er und 1930er Jahre auch Songs, die dem Country & Western-Genre zugerechnet werden können.
Er versteht sich durchaus auch als Bewahrer des musikalischen Erbes amerikanischer Interpreten und Komponisten, die inzwischen in Vergessenheit zu geraten scheinen. Auffällig folglich etliche Lieder und Tunes, mit denen Walker seine Vorbilder würdigte: angefangen vom „Tribute To Merle (Haggard)“, über das “Tribute To Reverend Gary Davis” bis hin zum selbst komponierten “Mind To Ramble”, das er seinem Idol “Mississippi” John Hurt widmete. Natürlich wartete er auch mit Originalstücken seiner Lieblinge auf, die er nicht nur handwerklich auf der Gitarre und stimmlich gekonnt, sondern auch mit viel Herz und Leidenschaft interpretierte. Zwischen den mal melancholisch-zurückgenommenen (z. B. Steve Goodmans “Spoon River”), mal fröhlich-flotten Liedern (z. B. das auch durch Johnny Cash berühmt gewordene “You Are My Sunshine” von Jimmie Davis) platzierte er instrumentale Ragtime- und Hillbilly-Tunes, wobei er sein brillantes Finger-Picking demonstrieren konnte. Eingestreut immer wieder auch kleine, pfiffige Stories, teilweise brandaktuell zur “Vogelgrippe” oder zum “Dauerwinter”: “…wenn ich bei Konzerten in Bayern aus dem Auto stieg, stand mir manchmal der Schnee bis zum Hals” – eine augenzwinkernde Anspielung auf seine Körper”größe”.
Jedenfalls hatte Walker schon bald das Publikum im bestens gefüllten Saal auf seiner Seite, konnte gar viele Besucher bei “Blind” Arthur Blakes “Diddy Wha Diddy zum Mitsingen animieren. Szenenapplaus dann bei Jimmie Rodgers’ “Mississippi River Blues”, wenn er seine “Mundtrompete” virtuos zum Einsatz brachte. Natürlich ließ ihn das “Post”-Publikum nicht ohne (mehrere) Zugaben von der Bühne. Und es schloss sich der Kreis mit “Song For Steve Goodman”, einer weiteren Hommage, diesmal an den Komponisten des Welthits “City Of New Orleans” gerichtet. Ein wahrlich unvergesslicher Konzertabend, und AG-Vorstandsmitglied Roland Schmitt konnte viele mehr als zufriedene Zuhörer einen guten Nachhauseweg wünschen.

P. S. Während seines zweitägigen Aufenthaltes in Eschringen arbeitete Walker übrigens an einem neuen Song mit dem Titel “Red Shoes On My Feet” (inspiriert von einer Liedzeile aus John Hurts “Richland Women Blues”), der allerdings nicht mehr fertig wurde.

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