Eschringer Mundart

ein Vortrag von Dr. Rudolf Post am 3.4.2000 in Zusamenarbeit mit der Geschichtswerkstatt

der Sprachwissenschaftler Dr. Rudolf Post referierte bei der Geschichtswerkstatt

Ein hochkarätiger Mundart-Experte fand sich am 3. April 2000 auf Einladung der Eschringer Geschichtswerkstatt zu einem Vortrag im Gasthaus „Zur Post“ ein. Der Leiter der Geschichtswerkstatt, Roland Schmitt, konnte dem zahlreich erschienenen heimischen Publikum (neben interessierten Gästen aus den Nachbargemeinden und sogar aus Sarreguemines) den z. Z. an der Universität Freiburg forschenden Sprachwissenschaftler Dr. Rudolf Post vorstellen. Zwischen 1980 und 1997 hatte der in Kaiserslautern das große sechsbändige „Pfälzische Wörterbuch“ bearbeitet und des weiteren zahlreiche Arbeiten zu Mundarten des westmitteldeutschen Raums veröffentlicht. Dr. Post beschäftigt sich unterdessen in Freiburg mit der Bearbeitung des „Badischen Wörterbuchs„.

Zu Beginn seines Vortrages betonte Dr. Post die Wichtigkeit der wissenschaftlichen Erforschung von Dialekten einerseits, die notwendige (aktive) Pflege der Mundarten durch die betroffene Bevölkerung andererseits. Die Menschen, die ihren spezifischen Dialekt sprächen, sollten sich keinesfalls dieser bisweilen belächelten Sprachform schämen, sondern vielmehr diese selbstbewusst verwenden. Charakteristisch für viele Mundarten seien oft ihre komplexen Strukturen, verbunden mit einer zwar eigenwilligen, aber durchaus konsequenten Grammatik. Darüber hinaus verfügten Dialekte meist über ein ausgesprochen breitgefächertes und nuancenreiches Vokabular.

Nach diesen allgemeinen Ausführungen wandte sich der Referent der Eschringer Mundart zu. Diese liege in einem interessanten Übergangsgebiet zwischen Pfälzisch, Moselfränkisch und Lothringisch. Auffällig seien typische Eigenheiten, die die Eschringer Mundart von denen auch der umliegenden Nachbarorte z. T. deutlich unterschieden. Um die Besonderheiten benennen (und überprüfen!) zu können, griff Dr. Post auf bereits vorliegende Quellen zurück. Von 1887 an begann man mit der Anlage eines „Sprachatlas für das deutsche Reich“. Dabei wurden auch die Lehrer „vor Ort“ mit eingebunden. Schon aus jener Zeit gäbe es für Eschringen entsprechende Aufzeichnungen, wobei der Name des Lehrers nicht mehr bekannt sei. Um 1926 schließlich war der wohlbekannte ehemalige Rektor der Volksschule, Andreas Kremp, mit der Aufgabe betraut worden, für Eschringen entsprechende Fragebögen auszufüllen. Dr. Post bezog nun in einer Art Frage- und Antwort-„Spiel“ das Publikum mit ein, das sich auch eifrig beteiligte. Er las eine Vielzahl von Begriffen aus dem Alltagsleben vor, und die Anwesenden sollten ihre entsprechende (Eschringer) Dialektversion nennen. Für ihn verblüffend war der relativ hohe Anteil von Übereinstimmungen, wenngleich deutlich wurde, dass gerade sehr spezielle Wörter aus der Landwirtschaft und dem bäuerlichen Leben mangels Gebrauch wohl doch allmählich in Vergessenheit geraten werden. Die begriffliche Vielfalt z. B. des Verbes „reden“ konnte anhand eines eigenen Textes Frau Müller belegen. Die Anwesenden benannten schließlich selbst ortstypische Wörter oder fragten nach unklaren Begriffen. Dabei wurde deutlich, wie lebendig die Mundart ist und wie sie sich auch religiösen und politischen Veränderungen anpasst. Gerade aus dem Französischen fanden bekanntlich etliche Wörter Verwendung in den heimischen Dialekten Südwestdeutschlands. Gleichwohl räumte Dr. Post mit der Mär auf, das Wort „Fisimatenten“ hätte französische Bezüge. Es ist schon seit dem 16. Jahrhundert bezeugt und entwickelte sich wohl aus dem frühneuhochdeutschen Wort „fisiment“ (= bedeutungsloser Zierat). Territoriale und konfessionelle Grenzen sorgten jedenfalls zum einen für den Erhalt spezifischer Eigenheiten, die Mobilität der Menschen in unseren Tagen hingegen beeinflusst zum anderen die (gegenseitige) Durchdringung der Dialekte und Sprachen.

Roland Schmitt wollte u. a. wissen, weshalb die Ensheimer Nachbarn Eschringen als „Glään Barriss“ bezeichneten. Es stellte sich im Gespräch heraus, dass die Sprache der Eschringer (wie schon Frau Dr. Edith Braun bemerkte) eben als weniger „grob“ empfunden wurde.

Abschließend ermunterte Dr. Post die Anwesenden, sich aktiv mit ihren Mundart(en) zu befassen und schlug vor, in einem kleinen Kreis die Erstellung eines „Eschringer Wörterbuches“ anzugehen. Er bemerkte dabei, dass man durchaus auf die alten Unterlagen im Archiv des Instituts für pfälzische Geschichte in Kaiserslautern zugreifen könne. Roland Schmitt erklärte sich bereit, dieses Projekt in die Wege zu leiten und dankte dem Referenten für einen informativen und spannenden Abend.

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